Zwielichtige Haustürgeschäfte - Der schönste Vertrag ist der den du nie unterschrieben hast
Die Stadtwerke Nienburg warnen auf ihrer Internetseite aktuell vor unseriösen Haustürgeschäften. Immer mehr Kunden berichten von Personen, die unangekündigt vor der Tür stehen, sich als Mitarbeiter der Stadtwerke oder von Nienburg Energie ausgeben und angeblich helfen wollen, den Energieverbrauch zu optimieren. Laut den Stadtwerken handelt es sich dabei um keine offiziellen Vertreter. Echte Mitarbeiter können sich ausweisen, kommen aber in der Regel nur nach vorheriger Ankündigung und nicht unangemeldet an die Haustür. Kunden werden ausdrücklich gewarnt, an der Haustür oder am Telefon Verträge abzuschließen. Denn wer bereitwillig persönliche Daten wie Zählernummer oder Kontoverbindung weitergibt, riskiert einen unfreiwilligen Anbieterwechsel und schlechte Konditionen. Im Zweifel hilft nur eins: skeptisch bleiben und direkt beim Kundencenter nachfragen.
Die Masche ist dabei immer ähnlich: Eine Weste mit Firmenlogo, ein laminiertes Kärtchen um den Hals und ein geübtes Lächeln reichen heute, um an der Haustür als irgendwas durchzugehen. Strom, Gas, Glasfaser, Versicherungen oder neue Mobilfunktarife, alles klingt nach persönlicher Beratung, beginnt freundlich und endet meist mit einer Unterschrift, die später bereut wird. Wer einmal die Zählernummer genannt hat oder ein "Ja" an der falschen Stelle gesagt hat, darf sich schon bald über Post freuen, die keiner bestellt hat. Besonders beliebt: der Hinweis, dass es "nur um eine Prüfung" oder "einen Angebotsvergleich" gehe. Was nach Hilfe klingt, ist oft der Einstieg in einen neuen Vertrag, den niemand wollte und den noch weniger Menschen verstehen.
Was diese Vertreter so erfolgreich macht, ist nicht Fachwissen, sondern Auftreten. Wer freundlich redet, ein bisschen mit Technikbegriffen jongliert und dabei versichert, "im Auftrag von..." unterwegs zu sein, erzeugt genau die Art von Vertrauen, auf die diese Geschäftemacherei angewiesen ist und auch wenn man es sich nicht vorstellen mag: Es gibt Menschen, die unterschreiben einfach, weil sie sich nicht trauen, Nein zu sagen. Aus Höflichkeit. Aus Verwirrung. Oder einfach, weil man denkt, das müsse wohl seine Richtigkeit haben und während draußen der freundlich lächelnde Berater schon das nächste Haus ansteuert, beginnt drinnen das Rätselraten: Was war das gerade und warum kostet mein Tarif jetzt plötzlich mehr?
Wer glaubt, dieses Problem gibt es nur an der Haustür, kennt sein Festnetztelefon und sein Handy nicht gut genug. Denn auch am Telefon wird getäuscht, gedrängelt und getarnt. Oft geben sich Anrufer als Mitarbeitende bekannter Anbieter aus oder sprechen im Namen einer angeblichen Tarifzentrale. Ziel ist es auch hier, mit netter Stimme und harmlosen Fragen an Vertragsdetails, Daten oder am besten gleich an ein mündliches "Ja" zu kommen. Wer sich da nicht frühzeitig abgrenzt, hat schnell einen Vertrag am Haken, den er nie gewollt hat. Die Lösung ist einfach: freundlich bleiben, aber kurz angebunden sein. Und wenn's komisch wird, einfach auflegen. Das ist kein Stilbruch, das ist Selbstschutz.