Das war World of Video - Der letzte Ort ohne Abo-Modell sagt Tschüss

Das war World of Video - Der letzte Ort ohne Abo-Modell sagt Tschüss

World of Video in Nienburg hat dichtgemacht. Nicht ganz, aber fast. Die Videoabteilung, einst Heiligtum der Samstagabende, wird aufgelöst. Rund 9000 DVDs und Blu-rays wandern nicht mehr über den Tresen, sondern direkt in Kartons und Kofferräume. Nach 30 Jahren Filmgeschichte im Leihformat gibt es jetzt Staffelpreise statt Spätgebühren. Der letzte Ort der Region, an dem man Filme noch nach Cover und Bauchgefühl auswählte, ist Geschichte. Was früher Diskussionen über Genres, Laufzeiten und FSK-Sticker auslöste, endet jetzt in Dreier-, Fünfer- und Zehnerpacks. Wer je stundenlang durch Regale irrte und sich dann doch wieder für Titanic entschied, weiß: Das hier ist mehr als ein Lagerverkauf, das ist kollektive Erinnerung im Ausverkauf.

Es war ein eigenes Ökosystem, diese Videothek. Einer kommt rein, fragt, ob noch was Neues da ist. Einer geht raus, weil alles schon ausgeliehen ist und alle anderen stehen vorm Regal, starren auf leere Hüllen und hoffen, dass hinterm Tresen noch irgendwo Zurück in die Zukunft liegt. Jetzt gibt es keine Spätgebühr mehr, nur noch Restbestände mit Mengenrabatt. Die ironische Pointe: Wer früher zu spät war, zahlte drauf. Heute bekommt man Rabatt, wenn man möglichst viel mitnimmt. Algorithmen empfehlen längst, was man sehen soll, aber keiner ersetzt das Bauchgefühl beim Griff zu einem viel zu unterschätzten 90er-Jahre-Thriller mit Nicolas Cage. Nienburg hat seine letzte Klappe geschlagen. Wer zurückspulen will, muss das jetzt zu Hause tun.

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