1000 Meter Tafel, 364 Kilometer Kajak So läuft das in Nienburg
Die Wette war schnell ausgesprochen: Bei der 1000-Jahr-Feier in Nienburg hieß es, wenn die Nienburger eine 1000 Meter lange Festtafel zustande brächten, steige der Bürgermeister ins Boot. Jan Wendorf war sich sicher, dass das nicht passieren würde. Doch es kam anders. Insgesamt 1217 Meter Festtafel wurden aufgestellt, Abschnitt für Abschnitt, von Bürgern aufgebaut und bestückt. Die Tafel wurde länger, das Grinsen beim Bürgermeister kürzer. Wer die Entschlossenheit einer gut gelaunten Mittelstadt unterschätzte, saß eben schneller im Kajak, als ihm lieb war. Die Wette war verloren, noch bevor die Tischdecke glatt gestrichen war. Am Samstag, den 26. Juli 2025, soll es losgehen: Die einen haben gefeiert, der andere muss paddeln.
364 Kilometer Weser, elf Tage im Kajak, Start bei Flusskilometer null in Hannoversch Münden. Das Ziel liegt in Bremen, der Weg irgendwo zwischen sportlichem Einsatz und verspäteter Pflichterfüllung. Wendorf wird Tag für Tag paddeln, Flusskurve für Flusskurve. Zwischenstopps, Pausen oder Ausreden sind zwar erlaubt, helfen aber auch nicht weiter. Denn wer eine Stadtwette verliert, macht keine halben Sachen. Da wird durchgezogen, selbst wenn der Fluss sich zieht wie Kaugummi im Gegenwind. Ob unterwegs Stockenten applaudieren oder der Bürgermeister mit jedem Kilometer leiser flucht, wird sich zeigen. Die Tour ist jedenfalls kein Betriebsausflug, sondern ein Ehrenritt mit Doppelpaddel und die Strömung kennt kein Erbarmen.
Während die Festmeile längst wieder abgebaut ist, steht der Bürgermeister nun vor dem feuchten Teil des Deals. Die Stadt hat geliefert, der Einsatz steht an und ganz Nienburg kann sich darauf freuen zu verfolgen, wie sich symbolische Konsequenz in reale Muskelarbeit verwandelt. Jan Wendorf paddelt nicht aus Abenteuerlust, sondern weil er's muss. Die Festrede ist gehalten, die Tafel verschwunden, ab Samstag zählt jeder Flusskilometer. Das Kajak ist vollgepackt, das Ziel bekannt, der Weg überschaubar lang. Nur die Sitzfläche dürfte weniger Komfort bieten als jeder improvisierte Bierzelthocker. Während andere den Sommer im Garten verbringen, macht sich der Bürgermeister bereit für die Mittelweser. Das nennt man dann wohl bürgernahe Bewegung mit leichtem Wasservorbehalt.
Bleibt zu hoffen, dass bei der nächsten Stadtwette niemand auf die Idee kommt, 1000 Meter Gänseblümchenkranz zu flechten. Sonst endet das Ganze womöglich in Emden.