Abitaufe in Nienburg - Zeugnis in der Hand, Matsch an den Beinen
Es gibt Abschlussbälle mit Buffet, Zeugnisverleihungen im Theater und es gibt Nienburg. Dort endet das Abitur nicht im Sektglas, sondern im Stadtgraben. Am Mittwoch, dem 25. Juni 2025, wagten sich die Jahrgänge des Marion Dönhoff Gymnasiums und der Albert Schweitzer Schule traditionsgemäß ins modrige Wasser. Die sogenannte Abitaufe gehört fest zur Abschlusstradition, eine Mutprobe, die man mit Anlauf nimmt. Wer reinspringt, steigt symbolisch auf, aus der Schulzeit ins Leben und das möglichst mit Dreck am Bein. Am Ufer wurde applaudiert, gefilmt und angefeuert. Manche hielten sich die Nase zu, andere hielten den Moment mit dem Handy fest. Der Stadtgraben wurde für einen Tag zur Bühne der Selbstüberwindung, nass, stinkend und herzlich.
Natürlich sind die Ergebnisse längst nicht wasserfest. Während die Zeugnisse trocken blieben, verschwanden Frisuren im trüben Wasser. Fotos, Videos und Lacher gehörten trotzdem dazu. Der Geruch war ein Mix aus Schlamm, Sommer und jugendlichem Größenwahn. Schon die Tage davor waren für viele geprägt von kleinen Abschiedsmomenten, mal bunt, mal laut, mal albern. Doch der Sprung in den Graben war der Moment, den keiner vergaß. Wo anderswo Bühnenlicht strahlt, reicht in Nienburg ein Algenfilm. Der Stadtgraben, einst Teil der alten Festung, wurde einmal im Jahr zur inoffiziellen Taufkirche. Wer wieder auftauchte, durfte sich nicht nur Abiturient nennen, sondern auch Mitglied eines eigenwilligen, sehr nienburgischen Rituals. Und der Matsch gehörte einfach dazu.